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Ostsee-Zeitung vom 17.07.2015

„Wenn die letzte Runde gefahren ist, ist jeder von uns glücklich“

 

Zum 13. Mal hat jetzt auf der Piste des Peenemünder Flugplatzes der so genannte Blindentag  statt- gefunden. Es ist längst Tradition, dass der Peenemünder Motorsportverein (PMV) zusammen mit Inhabern von Fahrschulen der Region Blinde und Sehbehinderte einlädt, um am Steuer eines Fahrschul-PKW oder auf dem Soziussitz eines Motorrades ein „völlig neues Fahrgefühl“ zu erleben. Mit Ina Löschke, die vor 13 Jahren mit Ehemann Dirk die Veranstaltung aus der Taufe gehoben hat, und der PMV -Vorsitzenden Sabine Quandt hat sich OZ getroffen, um ein Fazit des diesjährigen Blindentages zu ziehen.

 

Ostsee-Zeitung: Wie viele Teilnehmer waren diesmal dabei?

 

Ina Löschke: Mit den knapp hundert Frauen und Männern, die nach Peenemünde gekommen waren, haben wir erneut eine tolle Resonanz erlebt. Mehr Beteiligte wollen und können wir auch nicht haben, denn dann würde die Qualität leiden, könnten sich die Motorrad-Piloten und Fahrlehrer nicht mehr so individuell ihren Mitfahren widmen. Zum zweiten Mal  war auch eine Gruppe aus Swinemünde, und auch diesmal wieder war Richard Wagner aus Koserow mit 92 Jahren der älteste Teilnehmer. Während er am Lenkrad eines Pkw saß, ließ es sich ein 85jähriger Stendaler nicht nehmen, auf dem Soziussitz eines Motorrades zu klettern, was ihm nach eigenen Worten einen Heidenspaß gemacht hat.

 

OZ: Zur Tradition gehören auch die vielen meist spontanen Reaktionen der Beteiligten. Was ist diesmal die bemerkenswerteste Nachricht in Ihrer Mailbox?

 

Dirk Löschke: Artur G. Wagener aus Bad Camberg aus Hessen ist mit seiner Tochter zum ersten Mal in Peenemünde dabei gewesen. Er selbst kann sehen, aber seine Tochter nicht. Er hat in seiner E-Mail geschrieben:“Ein großes Kompliment und allerhöchste Anerkennung für diese Veranstaltung. Alle Fahrlehrer, Motorradfahrer und die anderen Mitwirkenden am Rande der Strecke haben das mit Leben erfüllt, was ihr Landes- Minister Christian Pegel mit auf dem Weg gegeben hat, als er sagte, wir alle würden unser Leben bereichern, wenn wir dazu bereit seien, uns auf die andere Perspektive der Menschen einzustellen und sie zu respektieren, die nicht oder nur schlecht sehen können.“

 

OZ: Es ist Jahr für Jahr eine Kraftprobe für alle Beteiligten. Warum nehmen sie das immer wieder auf sich?

 

Sabine Quandt: Weil wir alle immer aufs Neue entschädigt werden durch die Begeisterung und Dankbarkeit unserer Gäste, denen wir so ein Erlebnis ermöglichen, das sie ohne unseren Einsatz kaum jemals hätten. Wenn die letzte Runde gefahren ist, ist jeder von uns geschafft, aber auch glücklich darüber, wieder so vielen ein Stück zusätzliche Lebensqualität geboten zu haben. Wenn in diesem Jahr wieder 16 Fahrschulen mit von der Partie waren, die erneut auch einen Lkw mitgebracht hatten und sechs Motorrad-Piloten aus unserem Verein, sowie zwei Golden-Wings-Fahrer des Vereins „Blue Knights“, der ehemalige Polizisten in seinen Reihen vereint, dann spricht das sowohl für die hohe  Qualität des Peenemünder Blindentages als auch für die Bereitschaft, auch mal Mühe über das normale Maß  hinaus für einen guten Zweck auf sich zu nehmen.



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