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Usedom Kurier vom 05.07.2010

Sehbehinderte erfahren ein Stück Freiheit

 

"Ich habe ganz wacklige Beine - aber es hat Spaß gemacht. Es war ein ganz neues Gefühl." So schwärmte Eva Langanski aus Marburg von ihren Touren auf zwei und vier Rädern. Für die 33-Jährige haben die Fahrten über das Peenemünder Flugplatz-Gelände die lange Anreise aus Hessen mehr als wett gemacht: Denn hier auf der Insel konnte die Blinde das genießen, was ihr im normalen Leben verwehrt bleibt: selbst hinter dem Steuer eines Autos zu sitzen.Zum achten Mal hat der Wolgaster Dirk Löschke am Sonnabend zusammen mit dem Peenemünder Motorsport- und Verkehrsschulungsverein, der Kreis-Verkehrswacht und dem Landkreis den Aktionstag "Blind fahren" veranstaltet; 20 Fahrschulen aus der Region beteiligten sich und stellten ihre Autos und Motorräder zur Verfügung. Weil seine Frau Ina selbst sehbehindert ist, hatte der Telekom-Techniker Dirk Löschke die Aktion einst ins Leben gerufen; inzwischen hat sie sich bis in die höchsten Landes-Ebenen herumgesprochen: Verkehrsminister Volker Schlotmann (bis 2013,SPD) hieß die 88 aus der ganzen Bundesrepublik angereisten Blinden und Sehbehinderten nicht nur willkommen, sondern setzte sich auch selbst mit verbundenen Augen ans Lenkrad. Eine Parcours -Runde fuhr er blind, immer nur den Anweisungen eines Fahrlehrers folgend. Am Ende räumte er ein: "Es war ein beklemmendes Gefühl." Nicht nur deswegen, weil die Welt für ihn trotz strahlenden Sonnenscheins zeitweise absolut lichtlos war; sondern auch wegen der Erfahrung, mit einem Mal ausgeliefert und hilflos zu sein und der Führung durch andere vertrauen zu müssen. Der Trost für Schlotmann: "Ich wusste, dass ich in drei bis fünf Minuten wieder sehen kann."Den Blinden indes ergeht es nicht so gut: Sie können von Geburt an nicht sehen oder haben im Laufe der Jahre ganz oder teilweise ihr Augenlicht verloren. Umso mehr empfanden sie das Fahren nun als ein Stückchen persönliche Freiheit, wie es der 22-jährige Mike Utnehmer aus Pasewalk begeistert beschrieb. Beim Auskosten dieser Freiheit zeigten die Behinderten übrigens teilweise erstaunliches Geschick: "Manche fahren besser als Fahrschüler, die sehen können", kommentierte der Nepperminer Fahrlehrer Marco Sauck. Sie hätten oft mehr Gefühl für die Technik.



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